...Die Suche nach der einheimischen Röhrenspinne begann im September erneut. Diesmal wollte ich ein adultes Männchen finden. Die adulten Männchen sind normalerweise leichter zu entdecken, da sie auf der Suche nach Weibchen umherlaufen.
Meine Suche startete wieder an den Orten, an denen ich schon Weibchen und kleinere Tiere gefunden hatte. Fast jedes Wochenende war ich unterwegs, in der Hoffnung einem Männchen zu begegnen. Entdeckt habe ich aber keins.
Anfang September war ich mit einer Gruppe Fotografen unterwegs, die auch nach der Röhrenspinne suchten, um sie zu fotografieren. Wir fanden viele Mantiden und Raubfliegen. Es war sonnig und warm, also eigentlich optimal für die Eresus Männchen. Nach 2 oder 3 Stunden hatten wir aber immer noch kein Männchen entdeckt. Also schon wieder kein Erfolg... Ich hatte überlegt ob ich wieder nach Hause fahren sollte aber irgendwie wollte ich da nicht weg, ohne ein Männchen gesehen zu haben. Wir blieben noch und fotografierten noch ein paar Gottesanbeterinnen.
Ich schaute zufällig auf den Boden und da war er :). Ein Eresus kollari Männchen huschte eilig an meinem Fuß vorbei und wollte sich im Gras verstecken. Wir setzten ihn auf den Weg um ihn besser fotografieren zu können. Er war natürlich ganz und gar nicht begeistert und wollte wieder zurück ins Gras laufen. Hat ziemlich gedauert, bis er ruhig saß und man ihn fotografieren konnte :). Die meiste Zeit drohte er und zog die Beine unter den Körper. Es war schwierig ein Foto hinzukriegen, auf dem er normal saß. Aber die Suche und Ausdauer hat sich definitiv gelohnt, jetzt hatte ich auch ein schönes Foto vom Männchen :).
Im September suchte ich noch an anderen Orten und fand mehrere Männchen. Dieses Jahr war für mich sehr erfolgreich. Viele Eresus kollari Weibchen und Männchen gefunden. Leider wird es jetzt nachts schon relativ kalt. Bald wird wohl nicht mehr viel an Spinnen zu finden sein. Die seltene Röhrenspinne hat definitiv mein Interesse geweckt :). Ich hoffe, dass die Populationen erhalten bleiben.
INFO · 26. Juli 2021
Die Suche nach der Einheimische Röhrenspinne Eresus kollari
Über ein Jahr verging und ich fand nicht eine Eresus...
Anfang 2020 entdeckte ich online, dass es in Baden-Württemberg wohl auch Eresus gibt. Nach einigen Recherchen fand ich heraus, dass es in Deutschland wohl zwei Arten gibt, das sind Eresus kollari und Eresus sandaliatus. Beide Arten sind in Deutschland ziemlich selten und streng geschützt. Ich hatte hier noch nie eine Röhrenspinne gesehen und wollte unbedingt mal eine in der Natur sehen. So begann ich nach Eresus zu suchen. Leider fand ich damals keinen Hinweis, wo genau die Art zu finden ist. Ich wusste nur, dass sie wohl wärmeliebend ist und an besonders sandigen und trockenen Orten vorkommt. Eresus leben in Röhren im Boden. Am Eingang der Röhre spinnen sie kleine Fangfäden, die manchmal aussehen wie ein kleines "Dach" über dem Eingang. Die Fäden sind ziemlich gut zwischen Pflanzen versteckt und manchmal noch mit Pflanzen getarnt.
Meine Suche startete zuerst auf Wiesen mit wenig Bewuchs und viel Sonne. Leider fand ich da gar nichts.
Danach begann ich, in Heide ähnlichen Gebieten zu suchen. Ich schaute auf Google Maps, welche Gebiete im Umkreis sandig und wenig bewachsen aussahen und markierte sie mir. Stück für Stück fuhr ich alle Stellen ab, und suchte.
Ich dachte eigentlich, dass es an diesen Stellen bestimmt welche gibt. Ich war erstaunt, was man alles findet wenn man den Boden absucht, ich fand Knochen, einen Kaninchenschädel und viele andere Spinnen, darunter auch eine Wolfsspinne, Alopecosa accentuata. Die hat mich fasziniert, da sie ziemlich groß war und eine sehr schöne Zeichnung hat. War aber nichts seltenes, die gibt es häufig in Deutschland.
Beim Suchen fand ich auch einige Ootheken der einheimischen Gottesanbeterin Mantis religiosa. Darauf werde ich in einem eigenen Bericht eingehen, der ist aber noch nicht fertig ;). Aber meine erhoffte Röhrenspinne fand ich leider immer noch nicht :(. Mittlerweile war es schon Spätsommer und ich hatte etliche Orte abgesucht. Ich war ganz schön frustriert, dass ich keine gefunden hatte und wollte schon fast aufgeben. Aber neues Jahr, neues Glück ;)
Ab Ende Februar 2021 packte mich wieder der Ehrgeiz und ich machte mich erneut auf die Suche nach der Röhrenspinne. Diesmal auch wieder auf einigen Plätzen, an denen ich im vorherigen Jahr schon suchte. Wie im Jahr zuvor, fand ich auch wieder bärtige Scheintaranteln (Alopecosa accentuata). Außerdem entdeckte ich zum ersten Mal eine tote Ammen Dornfinger (Cheiracanthium sp.) und ziemlich viele Kokons der Wespenspinne (Argiope bruennichi).
Diesmal suchte ich auch in Dünenartigen Gebieten. Ich hatte mich auch nochmal informiert und wusste, dass die Eresus sandaliatus Männchen ca. von April - Juni adult sind und umherlaufen. Die Eresus kollari Männchen werden erst im Spätsommer adult und gehen auf Partnersuche. Beim Weibchen ist die Unterscheidung von Eresus kollari und sandaliatus wohl nur anhand der Epigyne möglich. Auch die Unterscheidung der Männchen ist nicht so einfach. Die adulten Männchen unterscheiden sich an der Färbung. Eresus kollari Männer sind mehr rot an den Beinen, sandaliatus hingegen haben mehr weiß geringelte Beine und sind nicht so rot an den Beinen. Ich fand aber keine adulten Männchen, es war aber auch erst April.
Im Mai suchte ich weiter in Dünengebieten. Ich entdeckte ein Netz, bei dem ich vermutete, dass es sich um Eresus handeln könnte und versuchte die Spinne rauszulocken. Ich freute mich schon, hatte ich endlich eine gefunden? Die Spinne kam aus ihrem Loch, leider war es nur eine Labyrinthspinne (Agelena labyrinthica). Zu früh gefreut...
Ich gab nicht auf und suchte an der Stelle weiter, da entdeckte ich noch ein Netz, bzw. ein Loch im Boden, das mit Gespinst ausgekleidet war. Ich versuchte das Tier mit einem Grashalm rauszulocken aber es passierte nichts. Ich musste wissen, was da drin sitzt, also begann ich das Tier vorsichtig auszugraben. Und siehe da, es war tatsächlich eine Eresus... Leider war von ihr nur noch der Carapax und ein paar Beinchen übrig. Sie war wohl schon eine Weile tot. Toll endlich eine gefunden zu haben aber ich hatte gehofft, eine lebendige zu finden. Direkt daneben war ein weiteres Netz. Auch hier regte sich nichts beim Versuch das Tier rauszulocken. Also begann ich erneut, das Gespinst behutsam auszugraben. Und zum Vorschein kam eine große dicke Röhrenspinne :). Ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten :D. Endlich hatte ich sie gefunden! Das Tier regte sich nicht. Ich dachte schon sie ist vielleicht auch tot, aber dafür sah sie zu prall aus. Nach einiger Zeit begann sie sich zu bewegen. Perfekt um Fotos zu machen :). Ich weiß nicht ob sie sich tot gestellt hat oder ob sie wegen der Kälte in eine Art Starre fallen.
In unmittelbarer Nähe fand ich auch noch mehr Röhren und Eresus Gespinste aber vorerst nur das eine Tier. Ich setzte meine Suche in verschiedenen Dünenartigen Gebieten fort. An einem anderen Ort fand ich viele Gespinste. Manche waren gut zu sehen und andere ziemlich unscheinbar und gut versteckt. Eresus werden bis zu vier Jahre alt und leben in Kolonien, daher sind an einer Stelle meist mehrere Tiere zu finden. Ich fand dort mehrere Generationen. Darunter adulte Weibchen, kleine Tiere und subadulte Männchen.
Es freut mich immer noch , dass die Suche erfolgreich war (auch wenn es etwas gedauert hat) und ich einige Tiere gesehen habe. Am Anfang war es wirklich nicht einfach welche zu finden, aber wenn man Stellen gefunden hat und weiß wonach man Ausschau halten muss, dann findet man sie. Leider habe ich keine Mutter mit Kokon oder Jungtieren entdeckt. Im Spätsommer werde ich die Stellen nochmal absuchen und mache Fotos von adulten Männchen, diese sind ja leichter zu finden als die Weibchen ;).
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